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Von Oberstdorf in die Lechtaler Berge

Länge: 102 km
Höhenmeter: 3350 hm
Level: 3

Großzügige Zwei-Tages Traumtour durch die Oberstdorfer und Lechtaler Berge

Schroffe Berge durchzogen mit schönen Pfaden – was willst Du mehr?

Die Kombination aus Mountainbike-Klassikern und eher unbekannten Wegen durch den Bregenzerwald und das Gefühl, im »richtigen« Gebirge unterwegs zu sein, dieses Umherschweifen in scheinbar grenzenloser Freiheit, begleitet von immer neuen Impressionen der Berglandschaft – all das macht den besonderen Reiz dieser Tour aus.

Morgennebel beim Start in Oberstdorf

Mit doch schon etwas müden Beinen fahre ich langsam die schmale Straße bergauf. Ich habe wohl vergessen, wie lang dieses Tal ist. Genauso diese asphaltierte Almstraße – unglaublich, aber im Allgäu scheinen die Wirte der Almen nur auf besten Straßen zu ihren Wirkungsstätten zu fahren. Nicht vergessen habe ich die grandiosen Bergwelt in die diese Almstraße weiter und weiter führt, um dann kurz vor Talschluss einen Haken zu schlagen und als Steig über den Schrofenpass den Übergang ins Lechtal zu bewerkstelligen. Aber noch ist es nicht so weit. Die Zeit ist bereits fortgeschritten, aber dank der langen sommerlichen Tage habe ich beste Chancen, die Unterkunft in Warth noch bei Tageslicht zu erreichen.
Beim Start heute morgen war es noch kühl, die Fahrt begann beschaulich und führte durch das Almgelände bis nach Riezlern, dem Hauptort des Kleinwalsertals. An der imposanten, hohen Brücke über die Breitach beginnt die Auffahrt in das Alm- und Skigelände am Söllereck. Auch wenn das Gebiet in der näheren Umgebung der Bergbahnen nun mal alles andere als einsam ist, so ist diese Kombination aus schroffen, felsigen Bergen, bilderbuchgrünen Almen und der üppigen Vegetation, die dem regenreichen Klima geschuldet ist, immer wieder faszinierend.

Rast an der Stillach

Es ist bereits später Nachmittag, als ich den alten Saumpfad erreiche, der über den Schrofenpass führt. Auch wenn dieser Übergang bereits 1795 angelegt wurde, so dürfte er erst in der Neuzeit, besser gesagt: seit der Erfindung des Mountainbikes und des Alpen-Crosses sein wesentliches Verkehrsaufkommen erleben – unzählige Biker schleppen alljährlich mit dem Ziel Lago di Garda ihr Bike hier hoch und meist auch jenseits wieder bergab. Bekanntlich ist der Schrofenpass sowohl beim Ur-Alpencross des Oberstdorfers Anderl Heckmair als auch in späteren Varianten, wie beispielsweise auf der »Joe-Route«, im Tourenportfolio enthalten.

der durstige Autor

Bergauf ist am Schrofenpass Schieben und Tragen angesagt. Wirklich abenteuerlich oder gar gefährlich ist der Übergang allerdings nur für Clickie-bewehrte Flachlandradler, die sich nicht wirklich geschickt anstellen. Der Weg ist zwar ausgesetzt, aber doch nicht allzu schmal und ohne Schwierigkeiten zu bewältigen. Am Anfang des Steigs haben gutmeinende Geister ein Schild mit einem Spruch in etwas holprigen Reimen angebracht, um die Radler darauf hinzuweisen, dass das Rad nicht bergseitig zu tragen sei. Versteht sich doch von selbst – wenn man nicht Gefahr laufen möchte, sich mit seinem Drahtesel in den Abgrund zu hebeln, oder?

vor Beginn der Tragestrecke zur Passhöhe des Schrofenpasses ist ein Wasserlauf zu queren

Bald ist der Übergang erreicht. Der Weg hinunter zur Bundesstraße nach Warth ist durchaus fahrbar, wenn dieser auch alle fünf Sterne verdient, die für fahrtechnische Anforderungen hier vergeben sind. Vielleicht resultiert diese hohe Bewertung auch daraus, dass ich den Weg nur bei Nässe oder zumindest Feuchtigkeit erlebt habe. Die steinigen Passagen sind dann wie mit Schmierseife überzogen und deshalb sehr anspruchsvoll. Wer das Glück hat, den Weg bei Trockenheit zu fahren, empfindet möglicherweise diese Bewertung übertrieben. Die Bergtäler südlich von Oberstdorf sind allerdings die regenreichste Region Deutschlands, was den Optimismus, hier eine völlig abgetrocknete Strecke vorzufinden, etwas dämpft.

Tragestrecke am Schrofenpass

Die lokale Almwirtschaft steuert den Zug der Biker über den Schrofenpass mit einer Vielzahl von Schildern, sodass kein Vertun bei der Wegfindung möglich ist. Eine knackige Serpentine markiert das Ende des Trails, und ab da rollt man dann auf einer gemütlichen Straße die letzten Meter bis zum Ende der Abfahrt hinunter.

die Abfahrt vom Schrofenpass

Der Lech hat sich zwischen den Ortschaften Lech, Warth und Steg eine imposante und meist unzugängliche Felsschlucht gegraben. Die Ortschaft Warth liegt oberhalb dieser Schlucht auf sonnenbeschienen Hängen. Es ist immer wieder verwunderlich, dass die österreichische Energiewirtschaft diese Schluchten nicht schon längst in einen Stausee verwandelt hat. Hört man doch von solchen Plänen – von Naturschützern energisch bekämpft – schon seit Jahrzehnten.

durch das Almgelände bei Hochkrumbach

1894 bestellte sich der Warther Pfarrer Johann Müller ein paar von diesen länglichen Brettern aus Skandinavien. Er hatte im Winter dienstliche Obliegenheiten in Lech zu verrichten, und die Wege dorthin waren tief verschneit. Darüber hinaus waren die Talwege aufgrund der Lawinengefahr nicht nutzbar, er musste also über die Berge ziehen. In dieser Situation versprachen die neuen, in Skandinavien dem Hörensagen nach bewährten Bretter eine deutliche Verbesserung. Kurioserweise zog er es vor, den Umgang mit seinem neuen Equipment des Nachts zu üben, um von seinen Zeitgenossen nicht ausgelacht zu werden. Nun, aus diesem nächtlichen Treiben des Pfarrers entwickelte sich ein riesiger Wirtschaftszweig seines Landes. Welche unglaubliche Zahl von Arbeitplätzen und wirtschaftlichen Existenzen sind daraus entstanden – Generationen von Liftbetreibern, Skilehrern, Gastwirten, Notfall-Medizinern und Reha-Therapeuten verdanken diesem Pfarrer ihre Existenz!

ein schöner Trail im Anblick der Juppenspitze

Nach einer erholsamen Nacht in Warth und einem guten Frühstück beginnt die Auffahrt zum Salobersattel. Noch in Warth verlassen wir die Straße und fahren bald auf einem schönen Trail weiter. Später führt uns die Fahrt dann direkt durchs Skigebiet – das ist eben der Preis, den man in Österreich zahlen muss (immerhin können wir hier aber ganz legal biken – was ja bekanntlich und bedauerlicherweise keine Selbstverständlichkeit bei unseren Nachbarn ist). Trotz der Liftanlagen wird die Tour landschaftlich immer grandioser, und auch bike-technisch ist dieser Abschnitt sehr abwechslungsreich.

nun aber Tempo – schliesslich wartet das Mittagessen auf der Auenfelder Hütte

Die Abfahrt zur Autostraße des Hochtannbergpasses erfolgt auf einer breiten Forststraße. Auf der Passtraße geht’s dann einige Kilometer bergab und entlang der noch jungen Bregenzer Ache. Der Abschnitt durch den Bregenzerwald wartet noch einmal mit einer längeren Auffahrt und mit vielen kleinen Steigungen und Hügeln auf, bevor wir am Hirschgund wieder die Grenze zu Deutschland überqueren.

zum Glück geht es bergab!

Auf der Weiterfahrt radeln wir genüsslich mit angenehmer Steigung auf einer weitgehend autofreien Teerstraße nach Rohrmoos. Die Kapelle St.Anna in Rohrmoos ist die älteste Holzkapelle Süddeutschlands; sie wurde 1586 erbaut und enthält vollständige Fresken und einen Flügelaltar aus dem Jahr 1586. Im Herbst werden in dieser Kapelle spezielle Gottesdienste für Jäger und Förster abgehalten.
Die weitere Abfahrt folgt dann dem Verlauf der wilden Starzlach, die bei Tiefenbach in die Breitach mündet. Hier erreichen wir wieder den Anfangspunkt dieser großartigen Schleife durch die Oberstdorfer Berge.

eine Pause auf der Sessel Alpe

Anfahrt
A7 Richtung Kempten, am Autobahndreieck Allgäu auf die A980, von dieser auf die B19 abzweigen und ihr bis zum Kreisel vor Oberstdorf folgen, am Kreisel die 1.Ausfahrt nehmen; nach 2,6km führt die Straße in einer Rechtskurve weiter nach Tiefenbach – rechts geht eine Straße (Klammstraße) ab; hier beginnt die Tour.
Parken kann man entweder direkt in Weidach, wenn falls man beispielsweise am Vorabend anreist und sich mit einem der Wirtsleute entprechend einigt oder man parkt auf dem Parkplatz vor Oberstdorf und radelt die 3,5km zu diesem Ausgangpunkt der Tour

immer wieder die perfekte Aussicht auf dieser Tour

Erlebnis
Die Tour verläuft überwiegend auf Forststraßen immer wieder aufgelockert mit besonders schönen Trailabschnitten, die das  »Leckerli«  dieses Touren-Cocktails sind. Eine geniale Tour mit allen Elementen des Mountainbikings.
Die grandiose Bergwelt der Oberstdorfer und Lechtaler Alpen.

Kultur Die Tour führt direkt an der Kapelle St.Anna in Rohrmoos vorbei, dies ist die älteste Holzkapelle Süddeutschlands aus dem 16. Jahrhundert (Spätrenaissance) mit volkstümlichen Fresken und einem Flügelaltar von 1586.; Weitere Informationen über das bäuerliche Leben und Brauchtum rund um Oberstdorf findet man: www.oberstdorf-online.info/unsere_kultur.htm

im Tal der Stillach

Einkehr
Sesselalpe; Gaststätte Sonnenburg; Schrattenwangalpe; diverse Möglichkeiten im Stillachtal; Gasthäuser in Warth; Auenfelder Hütte; Gasthäuser in Schoppernau und Au; Jausenstation Bilgeri am Campingplatz Bilgeri; Gasthof Hirschgund; Gasthof Rohrmoos

Übernachtungen In Warth am Arlberg ua. Pension Sabine, Tel. +43/(0)5583/3022, www.pension-sabine.com; Pension Wiltrud, Tel. +43/(0)5583/3590, www.pension-wiltrud.at

Etappenlänge bei Übernachtung in Warth
Tag    km     Hm
1        41,1   1870
2        51,9   1480

Streckenprofil
Forststraße: 39,7km
Asphaltweg: 30,5km
Straße: 25km
Pfad, Wanderweg: 6,8km
Schieben & Tragen: 30Min. bergauf am Schrofenpass; bergab je nach Fahrkönnen

Beginn der Abfahrt vom Schrofenpass

Roadbook für GPS Verweigerer

0km       809m  Auf der Klammstraße Richtung Breitachklamm fahren. Nach 430m über den Weg auf den Breitachdamm wechseln und weiter entlang der Breitach aufwärts fahren.

1,6km    829m Geradeaus weiter Richtung Alpe Dornach fahren. Jetzt immer auf diesem Weg bleiben, alle Abzweigungen ignorieren.

2,9km    953m Rechts abbiegen Richtung Berggasthof Sesselalpe.

4,5km    1153m Geradeaus Richtung Osterbergalpe fahren und nach 500m geradeaus weiter auf dem Weg bleiben.

5,7km     1160m Geradeaus Richtung Rietzlern fahren. Nun immer in dieser Richtung bleiben, bis der Ort Rietzlern erreicht ist.

10,7km   1063m Links halten, den Abzweig rechts liegen lassen, und später dann über die gut sichtbare hohe Brücke über die Breitach fahren. Der Straße weiter bis zur Kreuzung mit der Durchgangsstraße folgen.

11,5km    1072m Links auf die Hauptstraße abbiegen und dieser 450m folgen. Dann rechts abbiegen und auf der kleinen Straße Richtung Mittelalpe bergauf fahren.

12,6km    1110m Der Straße um die Serpentine herum Richtung Mittelalpe folgen. Bis zur Mittelalpe dieser Beschilderung folgen, dann weiter auf diesem Fahrweg bleiben und alle Abzweigungen ignorieren.

17,1km     1401m Schrattenwangalpe (empfehlenswerte Einkehrmöglichkeit). Weiter auf dem Fahrweg bleiben. 240m nach der Schrattenwangalpe rechts abbiegen (der Weg führt bergauf) und nach weiteren 130m links bergab fahren. Nach weiteren 60m rechts abbiegen und dem Wegweiser »Oberstdorf über Stillachtal« folgen. Nach 360m der Beschilderung »Oberstdorf« und nach weiteren 140m dem Bretterweg durch das Feuchtgebiet folgen.

19,6km     1175m Der Weg stößt auf eine Forststraße; dieser nach rechts folgen.

21,3km      957m Rechts abbiegen auf den oberen Kiesweg Richtung Rappenalptal.

23,5km      920m Das Gelände der Talstation der Fellhorn-Kanzelwand-Seilbahn überqueren und auf dem schmalen Weg weiter Richtung Rappenalptal fahren. Nach weiteren 400m überquert man die Stillach und fährt auf der jenseitigen Bachseite weiter aufwärts in Richtung Rappenalptal.

26,2km      968m Rechts halten und Richtung Rappenalptal fahren.

30,2km      1153m Breitengernalpe. Nun immer dem Weg Richtung Schrofenpass folgen; das letzte Stück hinauf zur Passhöhe muss das Rad geschoben bzw. getragen werden.

36,7km      1688m Schrofenpass. Jetzt dem Steig nach Lechleiten folgen.

38,4km       1496m Lechleiten. Weiter der Teerstraße bergab zur Lechtal-Bundesstraße folgen und auf dieser rechts bergauf nach Warth fahren.

41,1km       1489m Kreuzung in Warth; rechts Richtung Hochtannbergpass fahren.

42,2km       1515m Links auf dem kleinen Weg der Beschilderung »Zu den Wanderwegen« folgen. Nach 240m rechts auf den Kiesweg Richtung Jägeralpe abbiegen. Bald wird der Weg schmaler und zu einem »Scenic trail«. Weiter der Beschilderung »Jägeralpe« folgen.

44,5km       1585m Links abbiegen auf den Teerweg Richtung Körbersee/Schröcken und nach 380m links der Beschilderung »Köberalpe, Hochtannbergpass« folgen.

46,1km       1661m Links der Beschilderung »Salobersattel« folgen, später der Beschilderung »Auenfelder Hütte«.

48,3km       1735m Auenfelder Hütte (empfehlenswerte Einkehr). Weiter der Forststraße Richtung Schröcken folgen.

53,2km       1428m Auf den unteren Weg abzweigen. Immer der Beschilderung »Schröcken« folgen.

54,3km       1270m Schröcken. Links auf die Durchgangsstraße abzweigen und dieser bergab bis Au folgen.

65,6km         812m Au. Vor dem Hotel Schiff rechts auf die Straße abzweigen und dieser folgen, alle Abzweigungen ignorieren.

66,6km         841m Rechts bergauf Richtung Berngat/Mittagsfluh fahren – immer in dieser Richtung bergauf bleiben.

69,4km      1166m Weiter der Straße Richtung Alpe Sattelegg folgen.

71,4km      1418m Rechts weiter bergauf Richtung Hirschberg-Bergstation/Schönenberg halten. Nach 200m ist der höchste Punkt dieses Übergangs erreicht; nun links der bergab führenden Forststraße folgen.

73,5km      1266m Weiter der Forststraße um die Serpentine herum folgen und nach 700m auf der Forststraße Richtung Schönenbach bleiben.

76,2km      1035m Rechts auf die Teerstraße Richtung Schönenbach fahren.

77,5km      1020m Im Weiler Schönenbach links Richtung Sibratsgfäll abbiegen und nun immer in dieser Richtung bleiben.

78,9km      1006m Rechts in die genannte Richtung abbiegen. Der Weg überquert einen Bachlauf und ein Wiesengelände und mündet bei Km79,7 in eine Forststraße, der man nach links (Beschilderung »Bike-Route Sibratsgfäll«) folgt. Weiter in dieser Richtung bleiben.

83,4km       912m Rechts bergauf auf den Kiesweg Richtung Hirscheck fahren.

86,6km       976m An der Hinterrubachalpe links Richtung Hirschgund abbiegen. Man übequert den Schönenbach und erreicht nach einer kurzen Steigung die Häuser des Gasthofs Hirschgund.

87,7km       953m Beim Gasthof Hirschgund links abbiegen und nun immer der kleinen Teerstraße Richtung Rohrmoos folgen, dabei alle Abzweigungen ignorieren.

94,8km      1063m An der Abzweigung nach Rohrmoos geradeaus weiterfahren. Wer möchte, kann hier nach Rohrmoos links abbiegen – dort gibt’s einen Gasthof und die Kapelle StAnna.

101km        841m In Tiefenbach am Ende der Straße rechts abbiegen und 620m der Straße bergab zum Ausgangspunkt folgen.

und noch einmal ein Bild vom Schrofenpass Downhill

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