Madeirensische Biker
Länge: 44 km
Höhenmeter: 1140 hm
Level: 3
Auf den Spuren der Canicon Rider
Flott geht es im Jeep von Freeride-Madeira bergauf. Der Regenwischer leistet Schwerstarbeit den herabprasselnden Regen von der Scheibe zu wischen. So ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich heute wirklich hier biken möchte. „The wind is comming from the Southwest, so we have to go to the East“ verkündet John, unser Guide, seine Suchstrategie nach besserem Wetter. Diese kleine, aber sehr bergige Insel im Atlantik zeichnet sich durch kleinräumige lokale Wetterszenarien aus. Aber ob das hier und heute hilft, fällt mir angesichts der Wassermassen auf der Windschutzscheibe schwer zu glauben.
Irgendwann stoppt unser Fahrer. Der Regen hat tatsächlich nachgelassen. Wir ziehen die Regenjacken an und machen uns fertig für die Tour. Nach wenigen Metern rollen wir auf unseren Bikes aus dem Wald und können den blauen Himmel über uns kaum fassen. Nicht nur das John’s Vorhersage sich bewahrheitet hat, auch die grandiose Aussicht über den östlichen Teil Madeiras und die Weite des Atlantiks zieht uns in ihren Bann.
Here is the trail“ – wir folgen John’s Ruf und fahren auf schmalem Pfad, bis wir an eine Gelände Kante kommen, die uns den Atem stocken lässt: die perfekte Aussicht auf den östlichen Teil der Insel und die Weiten des Atlantiks.
Die Wege haben die Locals selbst angelegt und unterhalten diese auch in mühsamer Arbeit. Ich räume mir alleine wenig Chancen ein, diese Weg selbst zu finden, denn nach meiner bisherigen leidvollen Erfahrung enden solche Pfade auf Madeira früher oder später im dornenreichen Gestrüpp. Nicht so, wenn wir John’s Hinterrad folgen.
Mit tollem Flow schlängelt sich der Trail durch das Buschwerk. Auf einem kleinen Bergrücken können wir die Südküste, die Nordküste und die eigenartigen Felsen des Ostzipfels Madeiras – Ponta de São Lourenço – gleichzeitig sehen. Diese Insel ist wirklich ein Kleinod in den Weiten des Atlantiks. Allerdings ein schroffes, felsiges Kleinod, das immer wieder mit neuen Eindrücken überrascht.
Typisch für Madeira sind die Lorbeer- und die Eukalyptuswälder. Während die Lorbeer Bäume die Vergletscherungen Europas in der Eiszeit nicht überlebten, so fanden sie auf dieser südlichen Insel ihr Refugium. Die Eukalyptus Wälder sind an sich nicht heimisch auf Madeira und wurden von Menschhand eingeführt. John erzählt mit sichtlichem Stolz von seiner Insel, deren Besonderheiten und freut sich über unsere Begeisterung für Madeira im Allgemeinen und die Anlage seiner Trails im Besonderen.
Auf unserem Weg von der Gipfelregion hinab zum Meer passieren wir mehrere Vegatationszonen. Ein schmaler Pfad führt durch den Dschungel mit seinen Farnen und der gesammelten botanischen Vielzahl. Der Weg bleibt auf einer Höhe, was in der Praxis eine Aneinanderreihung kleiner Anstiege und Abfahrten bedeutet. Irgendwann stoßen wir auf eine „Fireroad“, dies ist eine Schneise, die vorsorglich zur Brandbekämpfung in den Urwald getrieben wurden. Hier haben wir die Wahl entweder dieser sang- und klanglos nach Machico zu folgen oder den schwierigsten aber auch spektakulärsten Trail der heutigen Tour in Angriff zu nehmen. Klarer Fall. Von Neugierde getrieben lassen wir uns auf das Abenteuer ein. Nach einer Schiebepassage und einer technisch anspruchsvollen aber kurzen Abfahrt, befinden wir uns auf einem Band hoch über dem Atlantik. Dieses Band bietet einen exklusiven Schauplatz an der Steilküste und ist zum Glück nicht nervenaufreibend schmal. Tief unter uns umspült das Meer vereinzelte Felsen und branded gegen die grüne Felswand an.
Nach diesem Highlight führt ein letzter Trail, der Dank einiger Verblockungen immer noch recht anspruchsvoll ist, nach Machico, der alten und ehemaligen Hauptstadt der Insel. Dort lassen wir in einem Café am Strand – für den eigens heller Sand aus Marokko importiert wurde – die Tour bei einem Cappuchino ausklingen.
Später, beim Abendessen sitzen wir auf der Terrasse des Restaurant „Le Buffet“ in Canico. Robert, der Chef und Koch des Restaurants nimmt sich, nachdem der letzte Gast bekocht wurde, gerne noch ein wenig Zeit, um über Madeira und das Biken auf der Insel zu ratschen. Robert ist Deutscher, der vor 20 Jahren auf die portugiesische Insel ausgewandert ist. Er ist begeisterter Downhiller und Gründer der „Canico Rider“. Die Canico Rider unternehmen nicht nur gemeinsame Ausfahrten, sondern engagieren sich bei Wettbewerben, der Trailpflege und auch der Förderung des Nachwuchses. Robert ist ein guter Anlaufpunkt für einen Kontakt zur Bikeszene von Madeira.
Übrigens: Kulinarisch besonders zu empfehlen in seinem Restaurant ist das Espada Filet in Banane, das auf der Insel beinahe Kultstatus genießt. Wer lieber Fleisch isst sollte das Steak nach Art des Hauses probieren.
Robert kennt viele Trails auf „seiner“ Insel und zeigt diese auch gerne. Diese Trails weisen viel Flow auf, man merkt, dass diese mit Kenntnis und mit Leidenschaft angelegt wurden. Da man die Sprünge allesamt umfahren kann, sind die Downhill Tracks auch dem sattelfesten Allmountainbiker zu empfehlen.
Die Auffahrt erfolgt auf einsamen Bergstraßen – oder im Pickup von Joselino Sanchez. Joe, wie Joselino meist genannt wird, hat den alten Pickup mit 9 Sitzen eigens als Shuttlefahrzeug in Kontinental-Portugal angeschafft und nach Madeira verschifft. Er ist der Chef des Shops „Bikezone“ in der Nähe des Forum Madeiras in Funchal. Er lebt für das Biken, egal ob Allmountain, Enduro oder Downhill. Er bildet junge Fahrer aus, legt Trails an und entlüftet auf dem Trail auch „mal eben“ die Doppelkolben Bremse eines unbedarften Mitfahrers. Joe ist ein Jünger der Gravitiy und zeigt gerne seine Trails auf der Insel. Dabei darf man sich nicht wundern, wenn er eine kurze Pause nutzt, einige Steine beiseite zu räumen: „better flow“ begründet er sein Tun.
Touren Vorschlag: Flowige Trails im Wilden Westen Madeiras
Der Preis für dieses Trailvergnügen ist die Auffahrt über eine kaum befahrene kleine Straße, bis man die Hochebene erreicht. Hier muss man sich entscheiden, ob man sich gleich in den Trail bergab stürzt oder weiter auf der R110 bergauf die längere Variante dieser Tour unter die Stollenreifen nehmen möchte. Die Variante führt über die Hochebene „Paul da Serra“ und vermittelt sehr schöne Eindrücke von dieser. Die direkte Abfahrt ist eine der Liebingsstrecken der Canico Riders. Dieser angelegte Trail ist auch dem sattelfesten Allmountainfahrer sehr zu empfehlen: nette Anlieger und kleine Sprünge bescheren ein tollen Bikevergnügen in einer einzigartigen Landschaft mit toller Vegetation.
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Allgemeine Informationen Madeira:
Madeira ist eine portugiesische Insel 950 km südwestlich von Lissabon und 740 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean gelegen. Zusammen mit der kleineren Insel Porto Santo und zwei unbewohnten Inselgruppen Ilhas Desertas und den Ilhas Selvagens, bildet sie die Inselgruppe Madeira. Beste Reisezeit: ganzjährig. Die Temperaturen sind das ganze Jahr über gemäßigt warm, die Sommermonate Juli-September sind am wärmsten. Die regenreichsten Monate sind November bis Januar.
Anreise mit dem Flugzeug nach Lissabon und weiter nach Funchal. Die portugiesische Airline TAP transportiert Fahrräder günstig, allerdings nicht mit jedem Fluggerät. Deshalb bei der Buchung Rücksprache mit der Airline nehmen, ob für den jeweiligen Flug die Bikes mitgenommen werden können.
Übernachtung:
„ Klenk´s Cafè „, sehr nette Leute, tolles Frühstück, sehr gutes Abendessen. Estrada Ponta de Oliveira 57 9125-035 Caniço Madeira / Portugal
Tel.:00351291934316
Restaurant Empfehlung:Robert’s Restaurant Le Buffet in Canico
Bike Guides: Freeride Madeira