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Von Cortina nach Treviso

Länge: 360 km
Höhenmeter: 6180 hm
Level: 2

Dolomiten Tour mit Monte Grappe und Dolce Vita

Blick in das Tal des Boite

Startpunkt der Tour: Cortina d´Ampezzo Via Cantore

(Da dies eine Runde ist, kann man den Startpunkt nach eigenem Gusto wählen)

Der helle Schein der Oktobersonne verschafft die Illusion von Wärme während wir uns Kurve um Kurve dem Scheitelpunkt des Passo Giau nähern. Indes das Thermometer lässt sich genau so wenig täuschen wie meine Füße: während ersteres 2 Grad Cesius signalisiert, verwandeln sich letztere mehr und mehr in Eisklumpen. Doch angesichts der berühmten Felsformationen der Dolomiten und der leuchtenden Lärchen sind solche körperlichen Unzulänglichkeiten schnell vergessen. Die Marmolada direkt vor uns, rechts der gewaltige Block der Sella und davor der Col di Lana mit seinem verkrüppelten Gipfel. Der Col di Lana erlangte im Ersten Weltkrieg traurige Berühmtheit, als die Italiener die Gipfestellung der Österreicher unterminierten und ihre Gegner mitsam dem Gipfel in die Luft sprengten. Doch solche kriegerischen Gedanken liegen weit weg von uns. Im Herbst wird es einsam in den Dolomiten, die Hütten und etliche Gasthäuser haben geschlossen, die meisten Touristen bevorzugen andere Ziele oder bleiben zu Hause, und die Motorradfahrer haben ihre Maschinen bereits für den Winter eingemottet.

Auffahrt zum Passo Giau

Im Herbst noch einmal für ein langes Wochenende auf das Rennrad steigen: Wenn die Berge am schönsten sind, die Straßen einsam, das Wetter stabil und dies alles verbunden mit italienischer Kultur und Lebensart. So entstand die Idee einer Rennradrunde, die die Dolomiten, den Monte Grappa und historische Ortschaften der venezianischen Tiefebene verbindet. In der dicht besiedelten venezianischen Ebene führt die Tour über reizvolle schmale Straßen und Wege und vermeidet weitgehend den dort herrschenden heftigen Autoverkehr. Moderne Navigation ermöglicht zügiges Vorankommen ohne zum Kartenstudium anhalten zu müssen. Kulturelle Höhepunkte wie Feltre, das Städtchen Asolo und die Altstadt von Treviso werden auf dieser Tour gewürdigt und selbstredend ist die italienische Küche ein besonderer Reiz der Tour. Zum Glück kommt der Rennradler mit wenig Gepäck aus und geniesst frei von übermässiger Zuladung die 4 Etappen dieser Rundtour.

Abfahrt vom Passo Giau

Der Startort ist Cortina, ein im Sommer wie im Winter malträtierter Ort von einmaliger Lage im Zentrum der östlichen Dolomiten. Von hier fahren wir über den Passo Giau und entlang des mächtigen Gebirgstockes des Monte Pelmo in das Tal des Piave und seiner Zuflüsse. Gerne akzeptieren wir zusätzliche Höhenmeter um auf einer relativ einsamen Straße, die sich gleichsam einem Aussichtsbalkon nach Feltre schlängelt unser Etappenziel zu erreichen. Die historische Oberstadt von Feltre mit Häusern aus der Renaissance und sehenswerten Sgraffitoverzierungen liegt auf einerm schmalen Bergrücken und motiviert auch nach einer langen Radeletappe die Beine nochmal zu benutzen und die stimmungsvollen Kneipen auf zu suchen. Eine Sünde, sich um seine Kondition ängstigend bei Mineralwasser und Müsliriegeln im Hotel zu vergraben. Allerdings sollte man es mit dem leckeren Vino de la Casa auch nicht übertreiben, denn am nächsten Tag erwartet uns die Etappe über den Monte Grappa.

italienische Berglandschaft

Eine schnurgerade Allee führt uns heraus aus Feltre. Bald steilt die kleine Straße auf und wir gewinnen mühsam Serpentine um Serpentine an Höhe. Im Herbst erscheint diese Straße so verlassen, das wir beinahe Befürchtungen um die Bewohner der höher gelegenen Gehöffte hegen. Sobald die Straße aus dem Wald führt, öffnet sich die Aussicht auf den weit unten liegenden fjordartigen Lago di Corlo, auf die Hochebene von Asiago im Osten und die Dolomiten im Norden. Wow, eine tolle, eigene Stimmung, die sich auf diesem nordseitigen Anstieg einstellt. So geht es weiter vorbei an Weidegelände, kleinen Siedlungen und sogar an einer mit einem Gipfelkreuz verzierten Kuppe und immer mal wieder zeigt sich der Gipfel des Monte Grappa in der Ferne.  Auf diesem errichteten die Faschisten in den 1930er Jahren ein unübersehbares, monumentales Denkmal und Ossarium für die dort im Ersten Weltkrieg Gefallenen. Das Tunnelsystem „Vittorio-Emanuele-IIIl“, etwas unterhalb gelegen, ist öffentlich zugänglich und zeigt Stellungen und Kanonen in den kilometerlangen beengten Gängen. Der große Parkplatz oberhalb des Refugio Bassano und unterhalb der Gedenkstätte am Gipfel ist der höchste Punkt, den wir mit dem Rennrad erreichen können. Im Oktober erscheint diese riesige leere Asphaltfläche in Gipfelnähe merkwürdig deplaziert. Zu Fuß gehen wir weiter zur Gedenkstätte und dem Soldatenfriedhof.

Auffahrt zum Monte Grappa

Nachdem ein jeder nach seinem Gusto den Gipfeaufenhalt erlebt hat, kommt die lange und tolle Abfahrt in die von der Adria begrenzte venezianische Ebene. Hier wird die ausserordentliche Lage des Monte Grappa als südlichste Bastion der Alpen in dieser Region deutlich. In rauschender Abfahrt vernichten wir beinahe 1700hm, geniessen die Nachmittagssonne und die Tiefblicke auf die unter uns liegenden und nun so schnell näher kommenden Ortschaften.

der Gipfel des Monte Grappa ist bereits in Sicht

War die Tour bis jetzt durch Berge, Passhöhen, Serpentinen und lange Flußtäler geprägt, so sind es jetzt italienische Ortschaften, Zypressen und Olivenbäume die den weiteren Verlauf der Tour in der venezianischen Ebene charackterisieren. Die Etappe endet in dem auf Hügeln gelegenen historischen Städtchen Asolo. Die Stadt und die Burg Asolo wurde im Jahre 1489 der abgedankten Königin von Cypern Caterina Cornaro als „Trost“ zur Verfügung gestellt. Sie wohnte 20 Jahre in Asolo in der Gesellschaft von Gelehrten und Künstlern und die von ihr initiierten Feste waren legendär. In diesem Ort, in dem Geschichte und Kultur allgegenwärtig sind, beziehen wir in einem turmartigen Hotel ein Zimmer von der Größe einer Abstellkammer. Arkaden, verwinkelte Gässchen, malerische Fenster und Fassaden, eine Burg und ein Schloß laden zum Schlendern und Besichtigen ein. Glücklicherweise liegen Hotel, Restaurants und Sehenswürdigkeiten in dem kleinen Städtchen nahe beieinander, so dass dieses kulturelle Aprés-Tret- Programm die müden Beine nicht übermässig strapaziert.

Spektakuläre Abfahrt in die oberitalienische Tiefebene

Treviso erreichen wir am Mittag des 3. Tages. Zumindest ein Rundgang durch die Altstadt mit ihrem Dom aus dem 12. Jahrhundert dieser 2000 Jahre alten Kulturstadt ist auch für den ambitonierten Kilometerfresser Pflichtprogramm. Von Treviso geht es weiter nach Vittoria Veneto, einer mittelgroßen Stadt am Rande der Tiefebene. Hier beginnt unser langer Anstieg zurück nach Cortina. Vittoria Veneto erlangte Ruhm in der italiensichen Militärgeschichte, da mit dem Sieg der Italiener im November 1918 große Gebiete Österreichs an Italien fielen. Von hier fahren wir weiter zum Lago die Santa Croce, wo ein einfacher Gasthof mit einer hervorragenden Pizzeria sich als Etappenziel anbietet.

1700hm wollen vernichtet werden

Die Ortschaften am Piave oberhalb Ponte nelle Alpi „Brücke in den Alpen“ machen einen tristen und vergessenen Eindruck. Seit dem Bau der Schnellstraße durch das Piavetal scheinen diese Ortschaften nicht nur von den vorbeisausenden Autofahrern schlicht übersehen zu werden. Wir Radler fahren auf der alten und glücklicherweise ebenso vom Verkehr verlassenen Straße.

auf kleinen Teerstraßen nach Treviso

Auf diesem Weg passieren wir die Ortsschaft Longarone. Dieser Ort, der heute Veranstaltungsort der „Mostra Internazionale del Gelato Artigianale“ (Internationale Messe für Speiseeis) ist, wurde am 9.Oktober 1963 durch eine Flutwelle aus dem Stausee Vajont fast vollständig zerstört. Ein gewaltiger Bergrutsch löste diese Flutwelle aus. Dem Unglück fielen fast alle der damals rund 2.000 Einwohner zum Opfer. Wir passieren diese Ortschaft und fahren weiter Piave aufwärts, dabei sind 2 kurze Stücke auf der Schnellstraße nicht zu vermeiden, bevor wir den Radweg , der auf der ehemaligen Bahntrasse erichtet wurde, erreichen. Bequem und mit tollen Dolomitenpanoramen ständig vor Augen geht es zurück zum Ausgangsort. Mit müden Beinen und aufgetankt mit vielen schönen Erlebnissen und Erinnerungen geniessen wir noch einen Cappuchino auf der Sonnenterrasse bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Etappen:

Erste Etape: Cortina d’Ampezzo – Feltre: 113km 1800hm
Zweite Etappe: Feltre – Asolo: 77km 1750hm
Dritte Etappe: Asolo – Ponte Nelli Alpi: 125km 650hm
Vierte Etappe: Ponte Nelli Alpi – Cortina d’Ampezzo: 78km 960hm

in Treviso

Weitere Links:

Allgemeine Informationen

Karten:

ADAC LänderKarte Nord-Italien ISBN 9783826409059 Maßstab 1:500 0000 Verlag: ADAC-Kartographie

GPS Karte: Garmin City Navigator® Europe NT (nach dieser Karte wurde die Tour geplant und gefahren)

Anreise nach Cortina:

München -> A8 -> A93 -> Kufstein –A12 -Innsbruck –A13- Brenner, Abfahrt Anschlusstelle Brixen -> E66 / SS49 -> Toblach -> SS51 Cortina (322km von München Zentrum)

Beste Reisezeit: Juni – Oktober.

verlassene Ortschaften im Tal des Piave

Übernachtungen:

 Cortina: Hotel Cornelio

Via Cantore, 1 32043 Cortina d’Ampezzo – Italia

Tel. +39 0436 2232 / 0436 2535 – Fax +39 0436 867360 E-mail: info@hotelcornelio.com

Feltre: Hotel Doriguzzi, Viale Piave, 2

I – 32032 Feltre (Belluno)

Telefon +39 0439 2003 – Telefax +39 0439 83660 E-mail info@hoteldoriguzzi.it

Asolo: Hotel Duse via Browning 190

31011, Asolo TV

Tel: +39 0423 55241

Fax: + 39 0423 950404 E-mail: info@hotelduse.com

Ponte Nelli Alpi: Albergo Dolomiti Sas Di De Franceschi Massimo & C.

Frazione La Secca, 5, 32014 Ponte Nelle Alpi Belluno, Italien +39 0437 900589 ‎

auf dem ehemaligen Bahndamm zurüvck nach Cortina

Touristische Empfehlungen:

Museo Storico Della Bicicletta

– Altstadt von Feltre

– Rundgang durch Asolo

– Gedenkstätte am Monte Grappa

abseits der Straße mit schönsten Dolomitenblicken
die letzten Kilometer vor Cortina locken mit grandioser Felslandschaft
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